"Ein Licht geht uns auf…"
Mit unserem Ökumenischen Digitalen Adventskalender wollen wir Sie durch den Advent begleiten. Geschichten, Gebete, Lieder, die uns lieb sind, wollen wir mit Ihnen teilen. Wir, das sind evangelische und katholische Christen aus den beiden Dekanaten Neumarkts.
Heute haben wir eine wunderbare Losung, ein intensives Wort und Bild von Gott.
Im Prophet Jesaja verspricht Gott: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."
Wenn Sie sich dieser Tage manchmal niedergeschlagen und kraftlos fühlen oder die Hoffnung verlieren, dann erinnern Sie sich an diese Losung. Gott will Sie wie eine liebevolle Mutter oder wie ein fürsorglicher Vater trösten.
Lassen Sie uns zu Gott beten:
Guter Gott, lass es Advent werden
bei allen Menschen, die in den Gesundheitsberufen arbeiten
oder zuhause Angehörige pflegen
und sich tagtäglich um andere Menschen sorgen.
Erhalte du sie gesund.
Und gib Ihnen die Kraft und die Liebe für Ihre Aufgabe.
Guter Gott, lass es Advent werden in uns.
Hilft uns, wenn wir die Hoffnung und den Mut verlieren.
Richte du uns auf, wenn wir niedergeschlagen sind oder Sorgen uns quälen.
Lass uns zur Ruhe kommen, wenn wir uns getrieben fühlen. AMEN
Heute, am Tag vor dem ersten Advent, darf ich Ihnen einen gesegneten Advent wünschen.
Ihre Dekanin Christiane Murner
Willkommen im Advent! Heute zünden wir die erste Kerze auf dem Adventskranz an. Sie ist ein sichtbares Zeichen, dass eine neue Zeit beginnt. Lebkuchen gibt es schon lange zu kaufen, die Schaufenster vieler Geschäfte sind schon seit Wochen weihnachtlich dekoriert und an vielen Häusern hängen bereits Lichterketten. Und doch scheint vielleicht Weihnachten immer noch weit entfernt. "Lass mich doch erst einmal ankommen" - das sagen wir oft. Advent ist die Zeit des Ankommens. Und dieses Ankommen braucht Zeit. Advent heißt wörtlich "Ankunft". Wir feiern die Ankunft Gottes in Jesus Christus. Gott will bei uns Ankommen - in unseren Herzen, in unseren Häusern und Familien. Dazu hilft bewusstes Einlassen und Achtsamkeit. Der Theologe Paul Weismantel hat einmal gesagt: "Achtsam lebe ich im Advent, wenn ich Acht gebe auf das, was mich von innen und außen berührt, was mich betrifft, was mich unbedingt angeht, was mich bewegt."
Ihr Pfarrer Andreas Grell
Der Adventskalender unserer kleinen Tochter besteht aus lauter kleinen Stoffsäcklein, die mit Bestandteilen einer Holzkrippe für Kinder gefüllt sind. Tag für Tag füllt sich das kleine Holzgebäude mit Menschen, Tieren und Gegenständen. Am 24. Dezember kommt schließlich das Christkind dazu. Natürlich naschen wir zuhause auch etwas Schokolade, Lebkuchen oder Mandarinen und natürlich wollen wir nicht auf die richtige Adventsstimmung verzichten. Doch im Gegensatz zu all den Kalendern, die in 24 Tagen geleert werden und dann aufgebraucht sind, zeigt mir die täglich wachsende Krippe: In dieser Adventszeit soll etwas mehr werden und wachsen. Das Kind in der Krippe, das am Heiligen Abend aus dem Säckchen geholt wird, ist wie das "Tüpfelchen auf dem i". Es schließt diesen Adventsbrauch erst richtig ab. Ohne das Neugeborene würde das Wesentliche fehlen. Wenn die Krippe dann bei uns noch wochenlang im Wohnzimmer herumsteht, wird mir deutlich: Es geht nicht nur um ein paar schöne Tage, sondern um meinen Alltag. Wir sind diejenigen, die immer mehr wachsen dürfen - in Liebe und Mitmenschlichkeit und in Achtsamkeit für das Kleine und das Wesentliche im Leben.
Christian Schrödl,
Dekanatsreferent von Neumarkt und Habsberg
Georg Trakl dreht mir die Adventsblickrichtung einmal um.
Sein Gedicht "Ein Winterabend" regt mich dazu an: Advent - Ankunft - einmal nicht aus der Sicht der Wartenden, sondern aus der Sicht der Ankommenden zu denken und zu fühlen.
Ich stelle mir vor, dass ich erwartet werde, willkommen bin auf meiner Lebenswanderschaft.
Ich stelle mir vor, was das bedeutet, mitten im Lebenslauf Stationen der Gastfreundschaft zu erfahren. Wer gibt etwas, wer empfängt etwas, wer ist der durch die Ankunft gesegnete - der Ankommende oder der Wartende, der am Ende vielleicht wieder scheidende oder der Bleibende?
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl (1887 bis 1914)
Pfarrer Michael Murner
Als Pilger auf dem Jakobsweg habe ich zusammen mit meinem Freund Martin schon viele erstaunliche Dinge erlebt. Als uns einmal der Weg über einen belebten Marktplatz führte, erkannte eine der Marktfrauen an unserem Rucksack und der Jakobsmuschel, dass wir Jakobspilger sind. Sie sprach uns an und erzählte, dass Sie auch schon den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gegangen war. Und sie erklärte uns: Jakobsweg ist nicht nur, wenn man gerade als Pilger unterwegs ist. Jeder noch so alltägliche Weg, sei es zum Einkaufen oder zur Arbeit, kann ein persönlicher Jakobsweg sein. Wichtig ist nur, den Weg bewusst und aufmerksam zu gehen.
Es ist eine spannende Sache, einmal nicht nur möglichst schnell von A nach B zu hetzen - sondern den Weg wirklich auf sich wirken zu lassen, mit all den kleinen Dingen am Rande, die man so schnell übersieht.
Vielleicht ist es darum auch gar nicht so schlimm, dass wir von der Katholischen Erwachsenenbildung unsere 38 Jahre alte Tradition der Krippenausstellung im Reitstadel Neumarkt in diesem Jahr unterbrechen mussten. Wir haben - zusammen mit vielen Helfern - stattdessen einen Krippenweg durch die Innenstadt von Neumarkt gestaltet. Es ist wohl keineswegs so schlecht, sich einmal wie Maria und Josef auf den Weg zu machen, um all diese Krippen zu entdecken.
Klaus Schubert,
Geschäftsführer Katholische Erwachsenenbildung (KEB)
Für mich ist eine zentrale Bibelstelle für die Adventszeit Jesaja 40,3-5:
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg,
macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott.
Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge sollen erniedrigt werden.
Was uneben ist, soll gerade und was hügelig ist, soll eben werden.
Denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbar werden,
und alles, was lebt, wird es sehen;
denn des HERRN Mund hat's geredet.
Und die "Wegbereitung" von Hanns Dieter Hüsch ist nur poetisch schön, sondern für mich die beeindruckenste Übertragung dieser Bibelworte:
Es ruft eine Stimme durch die dunklen Zeiten,
durch die Wüsten unserer Tage,
durch die Trauer unserer Seelen,
es ruft eine Stimme in unserer Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Sie ruft:
Bereitet dem Herrn den Weg, räumt eure Steine,
eure Hindernisse, eure Bedenken aus dem Weg.
Wo alles verbrannte von der sengenden Sonne des Zweifels,
wo alles verdorrte vom Salz eurer Tränen,
macht eine ebene Bahn unserem Gott.
Alle Täler, in die du fährst,
alle Schluchten, in die du stürzt,
alle Untiefen in dir sollen überbrückt werden,
du wirst die Tiefen überwinden.
Denn über der zerrütteten Erde,
so steht es geschrieben,
geht Gottes Herrlichkeit auf.
Sie strahlt über den Menschen,
und alles, was lebt, wird sie sehen;
denn so hat Gottes Mund zu uns geredet
ja, so hat Gottes Mund zu uns geredet.
Mit dieser Verheißung wünsche ich allen eine gute Wegbereitung.
Martin Hermann
Stv. Dekan
Barbaratag ist heute, am 4. Dezember. Dazu gibt es in Neumarkt eine Besonderheit: das Barbaraglöckchen, das heute Nacht eine ganze Stunde lang geläutet hat, von Mitternacht bis 1.00 Uhr morgens. Etwa seit dem Jahr 1500 tut sie das, gestiftet aus Dankbarkeit von einer adeligen Familie. Deren Töchter hatten sich in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember im Wald bei Buchberg verlaufen. Sie fanden durch den mitternächtlichen Stundenschlag der Turmuhr von St. Johannes wieder nach Hause, nachdem sie viele Stoßgebete an die Heilige Barbara gerichtet hatten. Hören Sie hier unser Barbaraglöckchen:
Stadtpfarrer Norbert Winner, Neumarkt-St. Johannes
"Nun komm, der Heiden Heiland" ist eines unserer schönen, alten Adventslieder.
Es erzählt vom Wunder der Menschwerdung Christi und steckt voller Sehnsucht und Hoffnung auf Erlösung. Die ruhige, schlichte Melodie geht auf eine Handschrift des Benediktinerklosters Einsiedeln aus dem Jahr 1120 zurück.
Der Text ist noch älter. Ihm liegt ein lateinischer Hymnus aus dem Jahr 386 zugrunde mit dem Titel "Veni redemptor gentium = Komm, Erlöser der Völker". Dieser wurde von Bischof Ambrosius von Mailand gedichtet, der sozusagen ein Liedermacher aus altkirchlicher Zeit war. Seine Hymnen waren damals modern, lehrhaft und zugleich Bekenntnis des Glaubens.
Im 16. Jh. brachte Martin Luther diesen Hymnus in Liedform und übersetzte ihn ins Deutsche, denn er wollte allen Menschen die zentralen Glaubensaussagen verständlich machen. Heute - 500 Jahre später - ist diese Sprache für uns zwar nicht immer leicht zu verstehen, aber dennoch können wir vom Licht der Hoffnung singen, das von der Krippe ausstrahlt in unser Leben.
Komponisten aller Epochen haben dieses Lied auf verschiedenste Weise vertont. Ob a-cappella-Gesang, Orgelwerke oder großbesetzte Kantaten, ob von Michael Praetorius, Johann Sebastian Bach oder Johannes Brahms - es lohnt sich, mal im Internet zu stöbern und das ein oder andere Werk für sich zu entdecken.
Kirchenmusikdirektorin Beatrice Höhn
Der hl. Bischof Nikolaus und Corona - wie passt das zusammen? Unserer Kinder vom Kiga "Zu Unserer Lieben Frau" geben Antwort!
- Kindermund -
"Wir müssen ihm eben sagen, wie man das jetzt machen muss und wenn er keine Maske dabei hat, leihen wir ihm eine aus."
Paul, 5 Jahre
„Der Nikolaus findet immer einen Weg, weil er ein Bischof ist und alle Kinder lieb hat.“
Julia, 4 Jahre
„Er kommt am Nikolaustag und bringt uns Geschenke, weil wir die brauchen!“
Max, 4 Jahre
„Der Nikolaus ist ein guter Mann. Aber das hilft alles nix, er muss sich an die AHA-Regeln halten, so wie alle Menschen!“
Iris, 6 Jahre
„Der Nikolaus muss Abstand halten und die Hände desinfizieren, bevor er uns besucht. Das rieche ich genau!“
Adriana, 6 Jahre
„Der Nikolaus will mit uns teilen, weil er so nett ist.“
„Es kann sein, dass die Leute wieder zu Hause bleiben müssen und nicht raus dürfen. Vielleicht kann der Nikolaus dann heimlich kommen.“
Nelly, 5 Jahre
„Wir müssen abwarten, ob der Chef erlaubt, dass der Nikolaus kommt. Unser Chef ist der Herr Pfarrer“!
Luca, 5 Jahre
„Wenn der Nikolaus vernünftig ist und Abstand halten möchte, kann er die Geschenke einfach durch den Schornstein werfen. Wir denken trotzdem an ihn!“
Samuel, 5 Jahre
Kleine Formate sind meine Leidenschaft - Zeichnungen, Fotografien, Gemälde.
Auch kleine Geschichten liebe ich.
In der Wochenzeitung DIE ZEIT gibt es in der Reihe Was mein Leben reicher macht kleine Geschichten, wie das Leben mehr Wert bekommt. Maike von Borstel schreibt:
"Diese Dienstage, an denen um 6.30 Uhr die Müllabfuhr kommt. Schon das erste Geräusch lässt meine dreijährige Tochter und mich zum Küchenfenster eilen. Ich hebe sie auf die Arbeitsplatte, um dem Müllmann zu winken, der hinten mitfährt. Sein Strahlen und ihre Freude, wenn er zurückwinkt - besser könnte ein Dienstag nicht beginnen."
Tatsächlich können wir aus vermeintlich kleinen Begebenheiten des Alltags große Freude schöpfen!
Gott liebt auch kleine Formate. Der Käfer auf dem Mist, die Mücke, die uns nervt, die Schneeflocke, die leise zur Erde schwebt. Unter dem Mikroskop erkennen wir, mit welcher Kreativität der Schöpfer Wunderbares gestaltet. Auch Jesus hat klein angefangen. In 17 Tagen feiern wir seine Geburt. Unterschätzen Sie das Kleine nicht!
Diakon Klaus Eifler
Schmeckt Festbier besser als Glühwein?
Warum Weihnachten nicht einfach gleich in die warmen Monate verschieben? Diesen Gedanken hatte ich vor kurzem, als wir in der Pfarrei den "Heilig Abend draußen" geplant haben. Machen wir uns doch mal locker von den Traditionen und feiern an einem anderen Termin im Sommer - ohne Maske und Abstand. Biblisch festgelegt ist der Termin ja nicht, und wenn in Neumarkt sowieso Gottesdienste in der Jurahalle stattfinden sollen, warum dann nicht gleich im nächsten Jahr mit Lederhose und Haxenduft?
Aber Weihnachten verschieben, das würde ja auch bedeuten: Gott nur in meine Welt kommen lassen, wenn es mir gerade passt und ich in Stimmung bin.
Im Advent hören wir von der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria. Sie hat damals auch "JA" gesagt, obwohl die äußeren Umstände alles andere als passend waren, das ist bekannt. Wie so oft an den entscheidenden Stellen des Evangeliums heißt es auch hier "Fürchte dich nicht!".
Das sehe ich auch als Aufruf für den Advent und Weihnachten im Winter 2020: "Fürchte dich nicht, Weihnachten einmal anders zu feiern! Auch wenn es gerade nicht passend scheint, wegen der Corona-Pandemie, weil du einsam bist, weil du um einen lieben Menschen trauerst oder weil du Streit hast: Gib Gott die Chance in dein Leben zu kommen und durch dich zu wirken."
Denn dieses persönliche "JA" ist im Dezember genauso möglich wie zur Volksfestzeit.
David Hink
Pfarrjugend Postbauer-Heng
Advent
Ankunft
Zeit des Wartens,
der Besinnlichkeit,
der Vorbereitung auf Weihnachten, das Fest des Friedens!
Ich freue mich auf dieses Friedensfest.
Doch wenn ich mich besinne und dieses Fest feiern will, muss ich mich für Menschen, die verfolgt werden und auf der Flucht sind, einsetzen. Ein Text von Pfr. Heinrich Albertz dazu hat mich sehr berührt:
Mehr Menschlichkeit
Vor 40 Jahren haben wir Millionen Flüchtlinge in Westdeutschland aufnehmen müssen und können, in einer Zeit, in der wir nicht eines der reichsten Länder der Welt waren. Wer sich dies klar macht und dann hört, mit welcher Frechheit Fremdenhass geschürt wird, dem steigt die Schamröte ins Gesicht. Ich hoffe, es wird uns zu mehr Menschlichkeit ermutigen und denen, die vergessen wollen, was wir noch vor einem halben Jahrhundert angerichtet haben, wenigstens das Handwerk erschweren, wenn wir an die Quellen denken, die ohne zu zögern aussprechen, was uns heute noch bindet: "Dein Fremdling, der in Deinen Toren ist (5. Buch Mose)."
Ruth Bernreiter, Dekanatsjugendreferentin
In der Unruhe der (un)staden Zeit, im Eintopf aus Informationen und Botschaften,
in den Sorgen, die mir aufgetischt werden, will ich mir Hoffnung zusammenklauben
aus freundlichen Blicken, Glücksmomenten, Beziehung, Stille, Gebet und guten Worten.
So kann ich entdecken, dass SEIN Name für mich stimmt.
Dass die Verheißung wahr wird: Gott kommt uns nahe.
Der Christus wird Mitmensch. Immanuel - Gott mit uns (Jesaja 7,14).
So bleibe ich hoffnungsfroh, auch wenn mir vielleicht der Tag heute nicht schmeckt.
Wenn mir jemand die Suppe versalzt und mir meine Stunden schwer macht.
Auch wenn ich immer wieder das auslöffeln muss, was mir andere eingebrockt haben.
Denn ich lege mein Vertrauen in dieses Versprechen: Gott ist mit mir.
Und weil er genauso mit
dir, ihr, ihm, euch, uns allen ist,
brauch ich auch die Hoffnung in andere nicht aufzugeben, kann verzeihen und neu begegnen.
Weil er UNS begegnet.
Stephan Götz, Jugendreferent der Kath. Jugendstelle Neumarkt
Das berührende Adventslied "Die Nacht ist vorgedrungen" von Jochen Klepper (EG, Lied Nr. 16) passt gut in diese Zeit.: "Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein," - das trifft die gegenwärtige Gemütslage in Gesellschaft, Politik und im persönlichen Umfeld. Unser Leben ist beides: Dunkelheit, Sorgen, Menschenleid und -schuld, aber auch Licht, Hoffnung und Rettung. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg zur Krippe, der Morgenstern weist uns den Weg. Die Nacht wird fallen. Was für eine Ermutigung!
Ihnen eine gesegnete Adventszeit mit heimischem Kerzenschein, Adventsbeleuchtung in den Straßen und freundlichen, wärmenden Worten füreinander.
Stefanie Finzel, Referentin für Fundraising im Dekanatsbezirk Neumarkt i.d.OPf.
Ganz leise und fast hätt ichs übersehen,
hoch über den Baumwipfeln seh ichs vorüber gehn.
Nicht ganz gerade, nicht ganz korrekt
und doch bringt es Freude an jedes Eck.
Ein kleines Tönchen zart und rein,
umspielt in dieser Zeit den Kerzenschein,
kommt herein in jedes Heim
und sei es auch noch so klein.
Dies schiefe Tönchen fliegt Jahr ein Jahr aus
in jedes Haus
und doch, nicht ein jeder wagt es seine Stimm zu erheben
und ein Tönchen von sich zu geben.
Sie wissen nicht, welch Freude es bringt
wenn ein Tönchen den Nachbarn an der Hand nimmt.
Drum solltest auch du den Schritt wagen,
glaube mir, bei einem schiefen Ton wird auch keiner klagen.
Anja Auhuber; BDKJ, Region Oberpfalz
Sie kennen das Sprichwort bestimmt. Vielleicht empfinden Sie die Adventszeit mehr als Zeit der Vorbereitungen oder der Hektik. Was ist aber das Besondere, das zu Ihrer Adventszeit gehört? Licht, Lebkuchen und Lieder gehören zu meiner Adventszeit und ein Lied muss auf jeden Fall dabei sein:
Tochter Zion, freue Dich
Ein 200 Jahre altes Adventslied bringt die Vorfreude aus dem alttestamentlichen Buch Sacharja bis heute zum Klingen und nimmt uns mit hinein in die Freude, dass Jesus kommt - und dies anders als erwartet! Er kommt und wird Einer von uns; er teilt unser Leben mit allen Höhen und Tiefen - damals und heute.
Vielleicht haben Sie "Tochter Zion" in Ihrer Playlist. Meine Variante für dieses Jahr finden Sie hier: Lassen Sie sich mit hineinnehmen in diese Vorfreude.
Mit dem Wochenspruch "Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe der Herr kommt gewaltig" wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventswoche
Karin Heimerl
Der Advent , die etwas andere Zeit im Jahr hat begonnen. Die Stadt Neumarkt verändert sich - wenn auch, durch Corona, nicht wie gewohnt mit der Budenstadt und dem Lichterglanz am Rathaus. heuer gibt es auch keine Kindermenge und viele Erwachsene, die dem Prolog des Neumarkter Christkindes lauschen. Und doch gehen wir auf Weihnachten zu. Der Advent verändert unsere Umgebung . Und was verändert er in uns selbst?
"Wachet auf !..." - so singen wir in einem Adventslied. "Seid wachsam!" lesen wir in der heiligen Schrift - aber warum?. Auf was warten wir denn? Dass sich die Welt verändert - verbessert? Dass Corona endlich verschwindet? Dass diese Krise unsere Gesellschaft nicht entzweit, sondern solidarisch zusammenhalten lässt? Dass wir uns selbst bessern und verändern? "Wachet auf.." Wer wach wird, reibt sich die Augen und schaut genau hin: Schaut, was fehlt, schaut, wo geholfen werden kann , schaut wo Unrecht passiert. Reiben wir uns die Augen , die Ankunft des Retters nicht zu verschlafen. Der Advent will wie ein Wecker sein, der uns aufschreckt aus unserer Routine und zur Wachsamkeit ruft; der uns Ausschau halten lässt nach dem, wofür es sich lohnt, ungeduldig zu warten. Machen wir die Herzen weit und bedenken wir:
Die Adventszeit ist für uns da - und nicht umgekehrt !
Wache auf ! Gott kommt !
Nicht gestern, nicht morgen , sondern jetzt !
(Benedikt XVI.)
Doris Kapfelsberger
(Susanne Niemeyer, Jesus klingelt, Verlag Herder)
"Ich brauche eine Frau", sagte Gott der Herr und alle Engel erschraken. Damit hatte niemand gerechnet.
"Aber", hob der Erste aller Engel an, "du bist Gott. Du hast für dich keine Frau vorgesehen."
Gott blitzte ihn ärgerlich an. Wenn ihm etwas missfiel, dann waren es besserwisserische Himmelsbewohner. "Ich habe beschlossen, auf die Erde zu gehen."
Einen Moment lang herrschte Totenstille (wenn man denn von Totenstille im Himmel sprechen kann). Dann begannen alle gleichzeitig zu reden: "Aber Herr, warum nur?" "Das gab es noch nie!" "Hier oben ist es doch so schön!" "Die Menschen sind roh!" "Unberechenbar!" "Hier sind wir in Sicherheit!" Doch der Herrscher aller Heerscharen ließ sich nicht beirren: "Ich will meinen Geschöpfen nah sein. Ich will fühlen, was sie fühlen. Ich will lieben, wie sie lieben. Ich will sterben, wie sie sterben."
Voller Entsetzen sogen die Engel die Luft ein. Was der Herr immer mit seinen Geschöpfen hatte. Das war ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Sie hatten es doch gut miteinander. Außerdem war es absolut unüblich, dass ein Gott sich unter das Volk mischt. Für Gott gab es den Himmel und für die Menschen die Erde. Das hatte Jahrtausende gut funktioniert. Warum alles durcheinanderbringen?
Aber Gott blieb stur. "Gabriel", rief er, "such mir eine Frau!" Gabriel trollte sich grummelnd. Dass der Allmächtige immer so dickköpfig sein musste … Aber natürlich tat er dennoch wie geheißen und brachte ihm drei geeignete Kandidatinnen.
"Dies", begann er und zeigte auf eine zierliche Blonde, "ist eine Heilige. Männer interessieren sie nicht. Sie trinkt nicht, flucht nicht und liest erbauliche Gedichte." "Langweilig!", stöhnte Gott.
"Also gut, dann diese", beeilte sich Gabriel fortzufahren und lenkte Gottes Blick zu einer ernsten Hochgewachsenen. "Sehr intelligent. Sie hat promoviert in Psychologie, Astrophysik und vergleichender Religionswissenschaft. In den aktuellen theologischen Diskussionen kenn sie sich hervorragend aus. Abends besucht sie gelegentlich philosophische Salons." "Anstrengend", winkte Gotte der Herr ab. "Hast du nicht jemand weniger Weltfremdes?"
"Wie wäre es mit dieser?" fragte Gabriel und zeigte auf eine milde Mütterliche. "Sie ist eine wahre Madonna. Opfert sich für andere auf, pflegt Kranke, hat immer ein Ohr für Betrübte und erhebt keinen Anspruch auf ein Privatleben. Mann nenn sie auch den Engel des Viertels." "Engel habe ich hier schon genug", brummte Gott der Herr. "Ich will eine normale Frau. Verstehst du? Eine, die wie alle ist. Die da! Was ist mit der?"
"Die? Also, mit der ist nichts. Sie heißt Maria. Nicht mal Marie-Louise oder Nele-Marie. Sie ist mittelmäßig. Durch und durch mittelmäßig. Ihre Harre sind mausbraun. Weder glänzen sie wie Kastanien, noch erinnern sie an Schokolade. Wenn sie versucht, Locken hineinzudrehen, hängen sie nach einer halben Stunde wie Linguini auf ihren Schultern. Sie färbt sie nicht mal!" Der Engel schnaubte. "In der Schule war sie mittelgut. Soweit ich weiß, liest sie ganz gern, aber sie spielt kein Klavier und auch kein Cello. Wenn sie wenigstens singen könnte! Stattdessen schaut sie diese schrecklichen Castingshows und träumt davon, auch einmal entdeckt zu werden. Worin, das weiß sie selber nicht. Sie strengt sich nicht an, hat noch nicht mal Auslandserfahrung. Auch kein Ehrenamt, gar nichts! Ihr größter Traum ist es, auf einem Esel zu reiten. Weil sie eine Reportage über Wanderurlaub in den Cevennen gesehen hat und die Esel so niedlich fand. Dabei könnte sie nicht mal sagen, wo die Cevennen liegen! Und sie hat einen Freund. Du wirst dir ja wohl keine Frau aussuchen, die bereits vergeben ist? Das hast du doch nicht nötig!" Plötzlich hatte Gabriel eine Idee: "Warum erschaffst du dir nicht eine nach deinem Geschmack?"
Aber Gott ließ sich nicht ablenken. "Erzähl weiter!"
"Sie sind seit einem halben Jahr zusammen", fuhr Gabriel resigniert fort. "Er arbeitet als Tischler. Einmal schnitzte er ihr eine Blume aus Holz. ‚Die welkt nie', hat der gesagt. Ihre Mutter fand das romantisch. Es müssen nicht alle studieren, meinte sie und Maria strahlte. Sie ist so gewöhnlich! Ich weiß nicht mal, ob sie gläubig ist. Ihr Freund, ja, der betet manchmal. Aber sie? Hat man noch nichts von gehört. Ich bitte dich. Die willst du doch wohl nicht?" Unsicher blickte Gabriel zu Gott dem Herrn. Ein Lächeln umspielte dessen Mund und Gabriel schwante nichts Gutes.
"Perfekt", murmelte Gott. "Sie ist perfekt." Fast könnte man meinen, er sei verliebt.
Er sollte aufpassen, dachte Gabriel. Er sollte wirklich aufpassen. Am Ende gerät das ganze schöne Bild von ihm ins Wanken.
Martina Strauß, Pfarrerin in Allersberg
Rorate-Messen im Advent sind mir wertvoll geworden.
zu Fuß durch den dunklen vernebelten oder schneebedeckten Wald begleitet vom Glockengeläut der nahen Kirchen ist immer wieder ein wunderbares Erlebnis.
In der noch schlafenden Stadt vorbei an geschlossenen Holzbuden und Geschäften ist das Ziel nicht mehr weit.
Dann die Kirchentüre öffnen. Der Schein von vielen Kerzen gibt dem Raum etwas Geheimnisvolles. Dann eine Kerze anzünden und sich einen freien Platz im Halbdunkel suchen. Die Feier der Morgenmesse mit Texten und Gesängen künden von der Ankunft des Erlösers. Die Gemeinschaft mit anderen Christen gibt Vertrauen und tut gut. Gestärkt durch die adventlichen Texte kann der Tag beginnen.
Die Stadt erwacht, ein einmaliges Gefühl. Der Verkehr beginnt zu fliesen. Die Kinder radeln zur Schule. Ein Frühstück als Belohnung.
Das ist so einmalig und Weihnachten kommt immer näher.
Maranata - Komm her Jesus - komme bald
Alois Häring, Kloster-Maria-Hilfs-Verein
Vor langer Zeit lebten in dem Ort Swabedoo kleine Leute. Sie wurden die Swabedooler genannt, sie waren sehr glücklich und liefen den ganzen Tag mit einem fröhlichen Lächeln herum. Wenn sie sich begrüßten, überreichten sie sich immer kleine, warme, weiche Pelzchen, von denen jeder immer genug hatte, weil er sie verschenkte und sofort wieder eines bekam. Ein warmes Pelzchen verschenken bedeutete für diese Menschen: Ich mag dich. So zeigten sie, dass jeder jeden mochte. Und das machte sie den ganzen Tag froh. Außerhalb des Ortes lebte, ganz einsam in einer Höhle, ein Kobold. Wenn ein Swabedooler ihm ein Pelzchen schenken wollte lehnte er es ab, denn er fand es albern, sich Pelzchen zu schenken. Eines Tages traf der Kobold einen Swabedooler im Dorf, der ihn sofort ansprach: "Ist heute nicht ein schöner sonniger Tag?" Und der Mann reichte ihm ein besonders weiches Pelzchen. Der Kobold schaute in den Rucksack mit den Pelzchen.
Dann legte er dem Swabedooler den Arm vertraulich um die Schulter und flüsterte ihm zu: "Nimm dich in Acht. Du hast nur 207 Pelzchen. Wenn du diese weiterhin so großzügig verschenkst, hast du bald keine mehr." Das war natürlich völlig falsch gerechnet; denn ein jeder Swabedooler hatte, da jeder jedem welche schenkte, genug davon. Doch kaum hatte der Kobold den Swabedooler stehen lassen, kam schon ein Freund vorbei und schenkte ihm wie immer ein Pelzchen. Doch der beschenkte reagierte nicht wie bisher. Er packte das Pelzchen weg und sagte dem Kollegen: "Lieber Freund, ich will Dir einen Rat geben. Verschenke deine Pelzchen nicht so großzügig, sie könnten dir ausgehen."
Bald gaben sich immer mehr Swabedooler diesen Rat. So kam es, dass Pelzchen nur noch an allerbeste Freunde verschenkt wurden. Jeder hütete sein Pelzrucksack wie einen Schatz. Sie wurden zu Hause eingeschlossen, und wer so leichtsinnig war, damit über die Straße zu laufen, musste damit rechnen, überfallen und beraubt zu werden.
Die kleinen Leute von Swabedoo veränderten sich immer stärker. Sie lächelten nicht mehr und begrüßten sich kaum noch. Keine Freude kam mehr in ihre traurigen und misstrauischen Herzen.
Erst nach langer, langer Zeit begannen einige Leute erneut, sich wie früher kleine, warme Pelzehen zu schenken. Sie merkten bald wieder, dass ihnen die Pelzchen nicht ausgingen und dass sich Beschenkte und Schenkende darüber freuten. Ganz langsam konnten sie einander wieder vertrauen und in ihren Herzen wurde es wieder warm.
Melanie Müller, Pfarramtssekretärin Allersberg
Beim Betrachten der Osterkerze in der Pöllinger Kirche St. Martin, habe ich mich an die Geschichte von Christine Sinnwell-Backes erinnert. "Licht sein" heißt sie und geht etwa so:
Abends lag das Kind in seinem Bett und fragte seine Mutter: "Mama, ich will dich noch etwas fragen." Die Mutter seufzte: "Was gibt es denn?" Lang war ihr Tag gewesen und anstrengend. "In der Schule hat die Lehrerin heute gesagt, wir sollen Lichter sein, die die Welt erhellen. Wie geht denn das?" Die Mutter lächelte: "Du bist doch schon mein Licht, seit du diese Welt betreten hast." Das Kind ist skeptisch: "Wenn es Licht gibt, gibt es ja auch Dunkelheit. Ich glaube, dass es viel mehr Dunkel auf der Welt gibt wie Licht. Es müssen so viele Menschen wegen Krieg oder Umweltzerstörung leiden. Es reicht einfach nicht, morgens nur den Tisch zu decken oder die Nachbarn freundlich zu grüßen." Die Mutter zögerte etwas. Das Kind hatte ja Recht. Es gab so viel Dunkelheit auf der Welt. Sie verließ nun das Zimmer. Als sie wieder kam, hatte sie ein kleines Teelicht dabei und ein Streichholz. "Mach dein Nachtlicht mal aus", forderte sie das Kind auf, und es gehorchte. Nun war es rabenschwarz. "Mama, ich sehe nichts." Die Mutter zündete das Licht an und hielt es zwischen sich und das Kind. "Schau, das Licht der Kerze ist winzig klein und die Dunkelheit in diesem Zimmer ist so groß. Trotzdem kann man es sehen." Das Kind verstand. "So ist es, wenn wir Licht sein wollen: Wir können die große Dunkelheit der Welt nicht alleine aufhalten. Aber wir können überall dort, wo wir sind, kleine Lichter sein, die mit kleinen Taten dafür sorgen, dass die Dunkelheit durchdrungen wird." Das Kind strahlte. "Ich habe eine Idee: Morgen nehmen wir uns drei Kerzen und verschenken sie an andere Menschen, die ein wenig Licht in ihrem Leben brauchen können. Und wir erzählen von dem kleinen Licht, das die Dunkelheit verdrängen kann. Und stell´ dir vor, vielleicht gibt einer davon sein Licht auch wieder weiter, und der nächste wieder…" Jetzt lächelte auch die Mutter.
Ich wünsche Ihnen allen in dieser schwierigen Zeit viel Achtsamkeit für sich selbst und für Ihre Mitmenschen und einen gesegneten Advent.
Jutta Spille,
Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Neumarkt
und Pfarrsekretärin in Pölling
Noch ist das Tor nicht offen und der Esel steht etwas verloren vor dem Stall.
Klar, er gehört zur Krippe. Doch er muss noch warten. Wartend kann er seinen Gedanken nach hängen. Was er sich an der Krippe wünschen würde? Einen warmer Ort, frisches Futter, die Nähe zu anderen und Schutz in dunklen Nächten?
Vor dem vierten Adventssonntag sind wir Weihnachten schon sehr nahe gekommen. In Schaufenstern und Geschäften, vielleicht sogar bei Ihnen Zuhause sind bereits Krippen aufgebaut. Und doch ist es noch ein paar Tage hin. Noch ist es nicht soweit.
Wir warten noch.
Zeit für meine Gedanken.
Was erwarte ich in diesem besonderen Jahr?
Für mich, für andere? Dass die Familie zusammen kommt? Wärme und Nähe spüren? Momente des Friedens, Zuversicht in den düstersten Orten dieser Erde.
Vielleicht haben sie heute Warte-Zeit und sprechen mit jemanden über Ihre Erwartungen, beim Abendessen oder einem Telefonat oder einem Gebet.
In der Bibel singt einer von der "herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe." (Lukasevangelium 1,78) Was für eine Erwartung! Da öffnen sich Türen.
Pfarrer Eyselein, Senior des ev. Pfarrkapitels
Die Adventszeit ist die Zeit des Wartens auf die Ankunft Gottes.
Wir warten auf Weihnachten, um die Geburt Jesu zu feiern, die Ankunft Gottes - seine Menschwerdung. Gott wird Mensch, ist uns ganz nah und lebt unter uns.
Ebenso warten wir darauf, dass Jesus als Herrscher der Welt wiederkommen wird und sein Reich errichten wird. Adventlich leben bedeutet, sich im Bewusstsein des ersten Kommens Jesu auf sein zweites Kommen vorzubereiten.
Es gibt für den einzelnen Menschen eine noch bedeutendere Ankunft Jesu, die eigentlich entscheidende. Denn wie der Dichter Angelus Silesius sagt: "Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du gingest ewiglich verloren!" Worauf es ankommt ist, dass Jesus in mir ankommt, in mir geboren wird, damit ich auf ewig gerettet bin.
Jesus ruft uns zu: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Mk1, 15
Er ruft uns damit auf umzudenken, für Gott Platz zu machen in unserem Leben. Wir sollen erkennen, welche unfassbare Würde er in uns Menschen hineingelegt hat. Er liebt uns, wartet auf uns, immer, egal wie unser Leben bisher verlaufen ist. Er ist treu und barmherzig. Seine Geduld währt ewiglich. Wir sind seine geliebten Kinder, er ist unser Freund und Heiland. Alles haben wir von ihm, nichts können wir bringen; wir können nur versuchen, ihn zu lieben mit allem, was wir haben und sind.
Wenn Christus, der in Bethlehem geboren wurde, auch in mir geboren wird…so werd' ich ALLES finden.
Josef Schmid, Mesner der Hofkirche
Im Münster St. Johannes finden wir in der rechten Seitenkapelle, der Immanuelkapelle, eine Kreuzesdarstellung, die auf den ersten Blick gar nicht in die besinnliche Adventszeit passt. Mit Wunden überzogen, vor Leid gekrümmt hängt der Leichnam Jesu am Kreuz. Ein Anblick, der uns erschüttert oder Anstoß erregt; und dennoch steht dieses Bild in direktem Bezug zur Weihnacht: Kreuz und Krippe sind aus demselben Holz geschnitzt.
Sowohl die Krippe als auch das Kreuz sind durchdrungen von der Liebe Gottes, die sich in Jesu radikaler Solidarität mit dem Menschen ausdrückt und unser Heil will: An Weihnachten wird Gottes Sohn, der Schöpfer aller Wirklichkeit, ein kleiner schwacher Mensch, der angewiesen ist auf seine Eltern, sich nicht selbst verteidigen oder versorgen kann und in völliger Armut in eine Futterkrippe gelegt wird. Am Kreuz findet diese Erniedrigung ihren Höhepunkt: Christus hängt unschuldig verurteilt, völlig entblößt am Holz des Kreuzes und stirbt qualvoll. So ist das ganze Leben Jesu bedingungslose Hingabe Gottes für den Menschen: Er macht sich verletzlich und nimmt den Weg durch Armut und Leid zu den Menschen, die in Ohnmacht und Ausweglosigkeit gefangen sind. In dieses Elend streckt Gott seine helfende Hand und bietet uns die Hoffnung, dass niemand vergessen ist in seinem Leid, denn er leidet immer mit und garantiert uns durch seine Hingabe einen Ausweg.
Diese Hoffnung, die Gott uns in Christus schenkt, nimmt uns in Anspruch. Das kommt erzählerischer in der russischen Legende vom vierten König zum Ausdruck: Mit den drei Königen war ein vierter aufgebrochen, um das Kind in der Krippe anzubeten. Auf seiner Reise wurde er aber immer wieder aufgehalten und ließ sich von der Not all der Menschen anrühren, denen er auf seinem Weg zum Kind begegnete. Trotz, oder gerade wegen seines Zieles schaute er nicht weg, sondern half den Notleidenden. Nach mehr als 30 Jahren kam er schließlich ins Heilige Land. Zur Christgeburt in Bethlehem war er zu spät, das Kind in der Krippe fand er nicht. Rechtzeitig kam er aber zur Kreuzigung auf dem Hügel von Golgatha. Das Kind war zum Mann geworden und hing am Kreuz. Als der König ihn fand, war all seine Sehnsucht gestillt, tiefe Freude erfüllt ihn.
So scheinen uns im drastisch fassbaren Leid des Gekreuzigten im Münster nicht nur die Strahlen der Erlösung und der Auferstehung auf, sondern zugleich das Licht des Sterns von Betlehem über der Krippe. Dies fordert uns dazu auf, das Elend dieser Welt nicht zu verdrängen und den Erniedrigten nicht auszublenden, sondern aus Liebe entschieden gegen Unrecht und Not vorzugehen. Dann erfüllen wir nicht nur Jesu Auftrag, sondern werden selbst zur Krippe: Unsere Arme werden Werkzeug der Liebe im Stall von Bethlehem, die gerade im und durch das Leid am Kreuz die Welt umarmt. Dann wird es hell. Dann brechen die Sternstunden Gottes an.
Philipp Endres, Priesteramtskandidat
Vielleicht wird dieses Weihnachten mehr bedeuten.
Vielleicht wird dieses Jahr die Liebe erscheinen,
tiefer als jemals zuvor.
Vielleicht bewegt das Kind in der Krippe
uns zu Zeichen der Hoffnung und Solidarität.
Vielleicht macht es Sie und mich
zu weihnachtlichen, zu friedlichen Menschen.
Mich rührt dieses moderne Weihnachtslied an. Es stammt vom schwedischen Sänger und Jazztrompeter Nils Landgren,
Vielleicht wird dieses Weihnachten für Sie und mich etwas mehr bedeuten als die anderen Jahre zuvor. Ich habe den Eindruck, dass die Pandemie diesen Wunsch an die kommenden Weihnachtstage in uns neu weckt. Selbst wenn wir es gar nicht so genau sagen können, was wir uns denn da erhoffen.
"Vielleicht wird dieses Jahr die Liebe erscheinen, tiefer als jemals zuvor",
Ja, vielleicht wird dieses Jahr die Liebe bei Ihnen zu Hause an Weihnachten erscheinen.
Vielleicht freuen Sie sich am Heiligen Abend über ein Geschenk und entdecken dabei im Gesicht des anderen die Liebe, die sie miteinander verbindet.
Das ist dann ganz im Sinne vom Kind in der Krippe.
Es macht uns zu weihnachtlichen Menschen, die Liebe erfahren und die Liebe weitergeben.
Und vielleicht wird dieses Weihnachten dann etwas mehr bedeuten für Sie und mich.
Ich wünsche es uns allen!
Karin Rieger, Dekanatssekretärin
Mögest du
die kleinen Wegweiser des Tages
nie übersehen.
Heuer ist alles ganz anders.
Weihnachten ist das Fest der Familie. So war das auch immer in unserer Familie. Wir können uns heuer nicht treffen! Mit diesem kurzen Satz hat mein Bruder, bei dessen Familie meine Mutter lebt, diese jahrzehntelange Tradition abgesagt. Wie zu Ostern wird sich die Familie digital vernetzen. - Heuer ist alles anders.
Kein Weihnachtsmarkt, kein Adventssingen, Christmette auf dem Marktplatz. Stellen Sie sich vor, es hätte in Ihrer Kirchengemeinde früher jemand gewagt darüber nachzudenken, für die Christmette oder den Sonntagsgottesdienst eine neue Form zu finden. - Heuer ist alles anders.
Gerade habe ich mein "Adventsfenster" fertig gestellt. Ein Treffen mit Singen, Ratschen und Glühwein vor diesem Adventsfenster ist nicht möglich, aber dass es dieses Angebot in unserer Pfarrei gibt, ist mir Besonderes wichtig. Alle früheren Argumente gegen diese Aktion sind wie weggewischt. - Heuer ist alles anders.
Verschlossene Gotteshäuser, Industrie außer Betrieb, Großstädte wie ausgestorben, Länder machen Grenzen dicht, Flugzeuge am Boden und Bildung und Kultur wird "in die Wüste" geschickt. Die Welt braucht nun Schutzkleidung und systemrelevantes Fachpersonal. - Heuer ist alles anders.
Wir können diese Adventszeit nutzen und uns neu sortieren. Wir sind vor die außergewöhnliche Chance gestellt, Neues anzudenken, Traditionen wertzuschätzen und dadurch unsere Gemeinden neu zu bereichern.
Eine gute Adventszeit wünscht
Renate Großhauser
Dekanatsratsvorsitzende des katholischen Dekanats Neumarkt
Endlich Weihnachten! Seit Wochen beschäftigt mich und vielleicht auch Sie die Frage: Wie feiern wir dieses Jahr? Allein? Oder in der Familie? Können wir zur Kirche gehen?
Kaum ein anderes Fest im Jahr weckt so viele Erinnerungen und Gefühle: "Ja, als die Kinder noch klein waren…", denke ich und erinnere mich "als wir uns einfach mit den Eltern und Geschwistern und deren Familien treffen konnten…"
Dieses Jahr ist alles anders. Ich bin auf der Suche, wie kann es trotz und inmitten dieser schweren Situation für mich und uns Weihnachten werden.
Ich bin auf Herbergssuche für das Weihnachtsfest für meine Familie, aber auch für unsere Gemeinden. Wie finde ich den inneren Frieden, das kleine Glück, die Liebe, die Nähe zu Gott, die Menschen an Weihnachten erleben wollen? Was kann und muss ich dazu tun?
Aber Halt! Ich will Ihnen und mir den Druck nehmen. Wie auch immer Sie und ich Weihnachten feiern oder verbringen, ob allein oder in der Familie, Gott kommt zu uns. Lassen Sie sich überraschen!
GEBET
Gott, unserem allmächtigen Vater, der uns seinen Sohn geschenkt hat, bringen wir unsere Bitten:
Gott, sei uns nahe.
Mache Weihnachten zu einem Fest des Friedens für uns und alle Menschen auf der Welt.
Öffne unsere Augen für deine verborgene Gegenwart in unserer Welt.
Mache uns wie die Hirten zu Boten deiner Liebe.
VATERUNSER
SEGEN
Gott erhelle unser Leben, heute -wie alle Tage.
Gott lehre uns seine Herrlichkeit zu sehen.
Gott lenke unsere Schritte auf dem Weg des Friedens. AMEN
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Dekanin Christiane Murner