Adventsgedanken von Dekanin Christiane Murner

Erstellt von cm/tm |

Herr Wagner könnte längst im Süden sein, dolce vita, jetzt im Ruhestand. Doch der ehemalige Banker berät jetzt Menschen, die von ihren Schulden erdrückt werden.

Und das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je. Heute sitzt eine Frau vor ihm, eingesunken auf ihrem Stuhl. Sie erzählt mit dünner Stimme von einem Fahrradunfall. Alles nicht ihre Schuld, aber es hat sie aus dem Gleis geworfen. 

"Es gab bei den Operationen so viele Komplikationen.", berichtet sie, "Und mein Chef hat mich gleich nach der sechsten Woche Krankenstand entlassen. Da war schon abzusehen, dass ich so schnell nicht mehr auf die Füße komme. Jetzt muss ich nächste Woche nach Regensburg fahren zu einer Spezialbehandlung, aber ich weiß nicht mehr, woher ich das Geld für den Zug nehmen soll." 

Hartz IV, das Essen vom Leb-mit Laden Tafel Neumarkt und dennoch, es reicht einfach nicht.

Herr Wagner hat ihr aufmerksam zugehört, macht sich Notizen und fragt nach: "Wo haben Sie denn überall Schulden? Wie ist ihr Kontakt zur Krankenkasse, zur Stadt und zum Arbeitsamt?"

Und dann entwickelt er einen Plan: „Über Umschuldung müssen wir mit der 
Bank reden. Zur Krankenkasse gehen wir miteinander, da müssen wir noch mehr heraushandeln.“

Während er spricht, richtet sich die Frau in ihrem Stuhl langsam auf. Schließlich sitzt sie ihm aufrecht gegenüber, auf Augenhöhe. Sie hört ihm aufmerksam zu und traut sich schließlich ihre Frage zu stellen: „Wir? Heißt das, Sie werden mit mir dahingehen?“ „Ja, freilich. Machen Sie sich keine Sorgen.", beruhigt Herr Wagner sie, "Das werden wir in den nächsten Tagen miteinander anpacken. Und im neuen Jahr können Sie dann endlich wieder frei durchschnaufen."

In der Bibel lese ich für den zweiten Advent: "Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“. 

Erlösung kann so viele Gesichter haben: Aufschauen können, endlich wieder auf Augenhöhe sein, Aufatmen können, sich nicht mehr Schämen müssen, nicht mehr allein kämpfen müssen. 

Jeder Mensch kann sich erlösen lassen, wenn er der guten Nachricht vertraut. Dazu ist Gottes Sohn in unsere Welt gekommen. Erlösung naht im Sohn Gottes in der Krippe und hoffentlich auch durch Menschen, die sich für Andere engagieren. Und das kann Jeder und Jede von uns sein.

Solche Engel wünsche ich Ihnen, gerade wenn es Ihnen gerade schwerfällt sich auf Advent und Weihnachten zu freuen.

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